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Geburt Christi

Hättest du der Einfalt nicht, wie sollte
dir geschehn, was jetzt die Nacht erhellt?
Sieh, der Gott, der über Völkern grollte,
macht sich mild und kommt in dir zur Welt.

Hast du dir ihn größer vorgestellt?

Was ist Größe? Quer durch alle Maße,
die er durchstreicht, geht sein grades Los.
Selbst ein Stern hat keine solche Straße.
Siehst du, diese Könige sind groß,

und sie schleppen dir vor deinen Schoß

Schätze, die sie für die größten halten,
und du staunst vielleicht bei solcher Gift -:
aber schau in deines Tuches Falten,
wie er jetzt schon alles übertrifft.

Aller Amber, den man weit verschifft,

jeder Goldschmuck und das Luftgewürze,
das sich trübend in die Sinne streut:
alles dieses war von rascher Kürze,
und am Ende hat man es bereut.

Aber (du wirst sehen): Er erfreut.

Rainer Maria Rilke

 

 

Liebe Eltern, liebe Schulgemeinschaft, liebe Leserinnen und Leser!

Auch wenn am Ende und sehr unvermittelt den oberen Klassen unserer Schule eine Woche Unterricht und das weihnachtliche Abschiednehmen genommen wurde, möchte ich doch ausrufen: Das erste Ziel dieses Schuljahres haben wir geschafft. Wir durften gemeinsam in die Schule gehen, miteinander und voneinander lernen und sind uns nicht verlustig gegangen. Die Vorstellung – wie im Frühjahr bereits erlebt – vom Unterricht am Bildschirm hatte in uns allen die Sehnsucht groß werden lassen. Die Sehnsucht nach Begegnung. Wir wurden alle über Nacht zu Hirten. Auch diese haben sich über Nacht auf den Weg gemacht, von dem einen Wunsch beseelt: Das Kind in der Krippe sehen zu dürfen, in seinen Raum zu treten. Auch wenn das ein wenig übertrieben oder gar pathetisch klingen mag, so ist es doch so gemeint: Jede echte Begegnung ist kostbar. Diejenigen, die ihre Schüler und Schülerinnen hinter Masken erkennen müssen, spüren deutlich, wie sehr die Wahrnehmung eingeschränkt ist. Auch wenn wir alle uns bemühen, noch mehr in den Augen des anderen zu lesen und den „Augenblick aufzusaugen”. Digitaler Unterricht - ob mit oder ohne Bildschirm - findet nie im gleichen Raum statt. Die Zwischentöne und das Ungesagte verkommen schnell zu Leerstellen. Das Wesentliche hat es schwerer, anwesend zu sein. Aber was ist überhaupt das Wesentliche und was ist es uns noch wert? „Corona“ hat ja hier und da schon mit eisernem Besen gekehrt und manch Überflüssiges und den Blick Versperrendes aus dem Weg oder der Wohnung geräumt. Aber hat sich unser Bewusstsein, unser Blick auf das Leben, auf unseren Wertekanon schon grundlegend geändert? Fliegen wir deshalb nicht mehr, weil die Flugzeuge am Boden bleiben müssen oder weil wir nicht mehr pausenlos und wochenendweise davonflie(h)(g)en müssen?
Hat uns schon das Wesentliche ergriffen, wie der helle Stern die Hirten und Könige und uns auf den Weg gebracht, oder stehen wir lediglich in der Verharrung, unschlüssig, ob es in dem trägen Strom der alten oder in dem Quellort der neuen Gewohnheiten weitergehen soll.


Der Verstand weiß längst, dass es nur (noch) eine Welt, eine Erde gibt, die wir gemeinsam retten und schützen müssen und nie mehr ausbeuten dürfen. So wie es auch nur eine Gesundheit gibt: Der Organismus Erde und der Organismus Mensch sind miteinander verwoben. Das Selbstständig-Werden des Denkens hat uns von diesem natürlichen Zusammenhang für eine Spanne unserer Entwicklung getrennt. Die sogenannten Naturvölker haben diese Einheit immer gespürt. Nun müssen wir alle gemeinsam dieses Zusammenspiel begreifen: Es gibt kein (privates) Wohlergehen auf einer (tod-)kranken Erde. Kein Glücklichsein angesichts des Leids anderer. Das Coronavirus bringt es uns gerade hartnäckig bei: Wir müssen uns gegenseitig stark machen, nur dann hat das Virus keinen Wirt mehr, der es am Leben hält. Der (gerettete) Einzelne ist davon abhängig, dass kein geschwächter Organismus das Virus wieder aufnimmt, dieses gar mutieren und damit wieder zur Gefahr für alle werden lässt. Was eigentlich nicht geht, verlangt dieses Virus von uns: Wir werden zur Brüderlichkeit gezwungen. Oder wir denken diese frisch erworbenen Gedanken so lange und intensiv, bis sie unser Fühlen erobern und sich in unsere Taten ergießen können. Freiwillig.


Die Hirten haben sich noch in der Nacht auf den Weg gemacht. Auch freiwillig. Sie waren nicht mehr aufzuhalten. Diese Entschlossenheit muss uns auch gelingen. Sie allein würde davon zeugen, dass wir von einem neuen Geist ergriffen sind. Der alte Josef aus dem Christgeburtsspiel, der sein Handwerk nicht mehr beherrscht und dessen Kräfte abgenommen haben, ist ein Bild für den Verstandesanteil in uns allen, der an seine Grenzen stößt. Mit Algorithmen kann man das Leben mit all seinen Wendungen und überraschenden Entscheidungen nicht abbilden. Auch wenn enorme Energien und Rechnerkapazitäten eingesetzt werden, um uns vom Gegenteil zu überzeugen.


Am Ende, so sagt uns die Weihnachtsgeschichte, verneigen sich Hirten und Könige vor dem Kind in der Krippe, vor dem göttlichen Funken, der in uns allen entzündet ist. Sie verneigen sich vor dem Messias, der nicht gekommen ist, um sein Leben und unser Leben zu „optimieren“, sondern um im Sterben am Kreuz seinen höchsten Sinn zu finden. Damit hat er jedem Leben einen Sinn gegeben, auch und gerade dem leidgeprüften. Und er hat darüber hinaus in der Auferstehung Tod und Sterben den Schrecken, das ewige Grab, die Endgültigkeit genommen. Das kann kein Algorithmus erfassen. Das müssen wir in uns selber finden.


Dieses offenbare Geheimnis fassen die Hirten am Ende des Weihnachtspieles mit ihren Worten zusammen. Sie können es nach der Begegnung im Stall nicht für sich behalten und müssen es der Welt erzählen.

In diesen Zeiten der Angst und der nagenden Ungewissheit möchte ich Ihnen im Namen des ganzen Kollegiums einen Lichtstrahl aus dem Stall von Bethlehem wünschen, der über Weihnachten hinaus weit in das kommende Jahr hineinleuchten möge. Auf dass neue Kraft und neue Erkenntnisse in uns einziehen mögen.

Mit den herzlichsten Wünschen für ein frohes Weihnachten und einen hoffnungsvollen Gang ins neue Jahr

Reinhard Elsler

 

 

Termine

Januar 2021

    Die Weihnachtsferien enden mit dem 10. Januar 2021

     

    Bitte schauen Sie auch in die laufend aktualisierten Termine auf der Homepage  

     

     

    Adressen, Ansprechpartner (Kopie 1)

    Schulleitungskonferenz (SLK)
    Uta Bischof, Reinhard Elsler, Henrik Köhn, Simone Voigt, Ariane Waldheim

    Personalkreis (PK)

    Eva Heimsoth, Petra Janner, Jutta Rohde-Röh

    Kindertagesstättenleitung (KLK)

    Meike Gerden-Hein, Lene Wassermann, Franziska Wöhrmann, Kathrin Zydek

    Vorstand
    Lars Erichsen, Malte Pontoppidan, Stefan Riedel, Ariane Waldheim, Marc Weber, Kathrin Zydek, Katja Schulz
    Koordination: Frank Schade (0461-90325-14)

    Elternrat
    Ansprechpartner: Katja Harding, Christine Weber, elternrat[@]waldorfschule-flensburg.de

    Vertrauenskreis
    Astrid Boderius, Heike Freese, Karola Haack, Achim Langer, Jaime de Sandoval

    Schulsozialarbeiterin
    Nadja Fiedler

    Redaktion

    Andreas Cziepluch, Reinhard Elsler, Constanze Hafner